Reproduktion(sarbeit)

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Kapital & ArbeitFeminismusGlossar Reproduktion(sarbeit)

Der Begriff „Reproduktionsarbeit“ stammt von Karl Marx. Marx hat mit seinen Texten die bis heute wichtigste Analyse und Kritik des Kapitalismus geleistet. Er unterschied formal zwischen produktiver und reproduktiver Arbeit. Marx meinte, im Kapitalismus sei die produktive Arbeit, z.B. in den Fabriken, dazu da Kapital zu vermehren und reproduktive Arbeit (wie z.B. private Hausarbeit
und Sorgearbeit) (nur) dazu da, die menschliche Arbeitskraft, die man für die produktive Arbeit braucht, wiederherzustellen – sie eben zu reproduzieren. Ohne die meist unbezahlt von Frauen* geleistete Reproduktionsarbeit kann der Kapitalismus nicht funktionieren.

Diese Unterscheidung in produktive und unproduktive Arbeit hat u.a. dazu geführt, dass Marxist*innen die gesellschaftlich weniger wertgeschätzte Reproduktionsarbeit (Putzen, Kochen, Kinder betreuen, Kranke pflegen etc.) gegenüber der Arbeit in den Fabriken weiter abwerteten. Die Bedeutung der Reproduktionsarbeit für den Kapitalismus wurde von ihnen unterschätzt. Aus feministischer Perspektive ist der Begriff „Reproduktion“ deshalb widersprüchlich:

Wir benutzen ihn einerseits, um auf die gesellschaftlich wenig ge- und beachtete Reproduktionsarbeit, die meist von Frauen* geleistet und deren ausbeuterischer Charakter übersehen wird, hinzuweisen. Andererseits wollen wir zeigen, wie wichtig die reproduktiven Tätigkeiten für alle Menschen sind. Andere oder sich gegenseitig zu reproduzieren heißt, sich um Bedürfnisse zu kümmern, dafür zu sorgen, dass es uns/ einer anderen Person gut geht. Auch wenn das im Kapitalismus immer darauf hinausläuft, die Arbeitskraft fit zu machen, dient Reproduktion der Bedürfnisbefriedigung.

Wäre es nicht besser, wenn alle Arbeit (z.B. auch in Fabriken) auf Bedürfnisse, anstatt auf Kapitalvermehrung ausgerichtet wird? Das ginge nur, wenn der Kapitalismus abgeschafft wäre. Aber dann bräuchten wir die Unterscheidung von reproduktiver und produktiver sowieso nicht mehr.

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