Geschichte und Gegenwart linker aktivistischer Bewegungen in Japan. Potenziale für Jugendbildung und –Austausch in Deutschland

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Reisen Geschichte und Gegenwart linker aktivistischer Bewegungen in Japan. Potenziale für Jugendbildung und –Austausch in Deutschland

In der deutschen Bildungslandschaft ist Japan als Thema und Austauschziel bisher wenig vertreten. Von der japanischen Populärkultur geht eine große Faszination für Menschen allen Alters aus. Doch jenseits dessen ist relativ wenig über das ostasiatische Land bekannt. Junge Menschen in Japan hingegen schauen interessiert auf europäische Strukturen von Aktivismus. Sie prangern an, dass ältere Generationen ihren Themen zu wenig Platz einräumen und dass es unter den gegenwärtigen Bildungsbedingungen schwierig ist, eine eigene Meinung auszuprägen. Häufig ist auch unter ihnen wenig über die Kolonialgeschichte ihres Heimatlandes sowie damit einhergehende Migration, Marginalisierung und Massakrierung bekannt. Jugendlicher Aktivismus und öffentlicher Protest gelten in Japan noch immer als stigmatisiert. Mutige junge Aktivist*innen versuchen sowohl gegen die Stigmatisierung als auch gegen die Unwissenheit anzukämpfen. Organisationen wie Shirōto no Ran („Aufstand der Amateure“), die Initiative Hōsenka und zahlreich Studierenden-Bewegungen sind treibende Kräfte im Kampf gegen Klima- und Nuklear-Katastrophen, patriarchale Strukturen oder revisionistische und faschistische Tendenzen in der Erinnerungskultur.

Das Bildungsangebot richtet sich an Fachkräfte, die im pädagogischen Bereich sowie in der politischen und kulturellen Bildungsarbeit haupt- oder ehrenamtlich tätig sind. Wir reisen nach Japan, um uns vor Ort mit jungen Aktivist:innen und ehrenamtlichen Bildungsarbeiter:innen auszutauschen, deren Ziel es unter anderem ist, historische Aufarbeitung zu initiieren und marginalisierte Gruppen zu unterstützen. Häufig sind sie in links-politischen Bewegungen aktiv und werden uns einen differenzierten Einblick in die Komplexität des politischen Widerstands und seiner Ausdrucksformen in Japan geben. Vor allem in der Klima-Bewegung sehen wir neben den Themen der Geschichtsaufarbeitung einen interessanten Anknüpfungspunkt an die hiesige Bildungsarbeit mit Jugendlichen. Ziel des Austauschs wird es sein, Erkenntnisse für das jeweilige Engagement bzw. die konkrete Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen fruchtbar zu machen.

Folgende Themenbereiche werden bearbeitet: Kleine Einführung in die japanische Geschichte und Politik (als Vorbereitungsseminar in Deutschland), Geschichtsbewusstsein und Erinnerungskultur in Japan (z.B. Besuch von Erinnerungsorten, Beleuchtung von gefährdetem Gedenken an die koreanischen Opfer des Kanto-Massakers), geschichterevisionistische Tendenzen und ihre Materialisierung im öffentlichen Raum, aktuelle politische Bewegungen (z.B. Klima- & Anti-Atom-Bewegung, Queer-feministische Kämpfe, Anti-Gentrifizierungs-Bewegungen), historische politische Bewegungen (z.B. Studierendenbewegung, Streiks von Arbeiter:innen in den 80er Jahren) sowie die spezifische Bedeutung von Obdachlosigkeit in Japan. Der Fokus liegt auf einem Fachkräfteaustausch und gemeinsamen Unternehmungen (z.B. Kochen) mit jungen Aktivist:innen und Vertreter:innen aus der Bildungsarbeit.

Der Teilnahmebeitrag beträgt 1000€. Anmeldung an finanzen[at]nfj-berlin.de

Bild: SEALDs-Demonstration im Jahr 2016 in der Nähe des National Diet Building, Tokio. Quelle. Oren Rozen, lizensiert unter CreativeCommons 4.0