Filmvorführung: Abschiebung im Morgengrauen (2006)

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Filmabende Filmvorführung: Abschiebung im Morgengrauen (2006)

Michael Richer zeigt den Alltag in der Hamburger Ausländerbehörde in der Abteilung für „Rückführungsangelegenheiten“. Mitten in der Nacht wird eine Familie, die seit 15 Jahren in Deutschland lebt, aus den Betten gerissen und ins Kosovo abgeschoben. Ein Mann, der seine Duldung verlängern lassen will, wird wie ein Schwerverbrecher durchsucht und mit der sofortigen Abschiebung überrascht. Ein beiläufiger Schwenk auf den Monitor des Sachbearbeiters zeigt einen Bildschirmschoner mit dem Text: „Wir buchen, Sie fluchen… – Reisebüro Never-come-back-Airlines“. Neben dem Zynismus der Sachbearbeiter_innen beschreibt der Film präzise das Selbstbild der Angestellten der Ausländerbehörde. Überraschender Weise fühlen sie sich als Opfer und meinen, dass ihre Arbeit zu wenig anerkannt werde.

***Die Veranstaltung ist Teil der Filmreihe zum 20. Jahrestag der faktischen Abschaffung des Asylrechts. Vor zwanzig Jahren, am 26. Mai 1993, schlossen CDU/CSU und SPD den sogenannten Asylkompromiss. In einer langandauernden rassistischen Debatte wurden seit Mitte der 1980er Flüchtlinge mit Metaphern wie „Asylantenflut“ als zu bekämpfende Naturkatastrophe konstruiert. Ergebnis und vorläufiger Höhepunkt dieser Debatte war die grundgesetzliche Neuregelung des Rechts auf Asyl, die seiner faktische Abschaffung gleichkommt. Mit dem Asylbewerberleistungsgesetz wurde zusätzlich ein Sondergesetz geschaffen, das ein niedrigeres Existenzminimum für AsylbewerberInnen und geduldete Flüchtlinge definierte. Das Ziel: Die Lebensbedingungen für diese Personengruppe in Deutschland unerträglich zu machen. Einiges erinnert heute daran. Vor der kommenden Bundestagswahl beschwören rechte Sozialdemokraten wie Heinz Buschkowsky Slums wegen der Einwanderung von Menschen aus Südosteuropa. Innenminister Friedrich überlegt syrische Flüchtlinge nur aufzunehmen, wenn sie christlichen Glaubens sind.

Auf der anderen Seite ist es Flüchtlingsinitiativen mit ihren Protesten und dem massenhaften Verstoß gegen die Residenzpflicht gelungen, ein seit Jahrzehnten existierendes rassistisches Sondergesetz zur Debatte zu stellen.

Mit einer Filmreihe wollen wir am 20. Jahrestag der faktischen Asylrechtsabschaffung in Deutschland die Folgen europäischer Migrations- und Flüchtlingspolitik reflektieren und die Kämpfe um das Recht auf Bewegung würdigen.

*** Die Filmreihe wird organisiert vom AK AntiRa der NFJ-Berlin in Zusammenarbeit mit der Fachgruppe politische Bildung der Naturfreunde Berlin
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  1. Mai 2013// 19.00 Uhr// NFJ-Laden// Weichselstraße 13// 12045 Berlin// nahe U-Bahn Hermannplatz// M29 Fuldastraße
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