Kritische Intervention.

#1Warum?

Wir werden das Thema Fußball und WM in der ersten Hälfte des Jahres 2006 aus zwei Gründen zu einem Schwerpunkt der politischen Arbeit der Naturfreundejugend machen. Erstens lassen sich am Thema Fußball viele Themen verdeutlichen, die die gesamtgesellschaftliche Entwicklung kennzeichnen: Nationalismus, Rassismus, Sexismus und Sicherheitspolitik. Durch Provokation möchten wir die kritische Auseinandersetzung mit dem unangefochtenen Nationalsport der Deutschen fördern. Neben dieser eher methodischen Bedeutsamkeit von Fußball analysieren wir zweitens die spezifischen Aufgaben von Fußball in der deutschen Gesellschaft. Fußball verdeutlicht nicht nur gesellschaftliche Herrschaftsverhältnisse sondern verstärkt diese auch. Fußball schafft einen Raum, in dem zum Beispiel Nationalismus und Sexismus besonders offensiv und aggressiv ausgelebt werden. Bei Fußballspielen ist es selbstverständlich und gesamtgesellschaftlich legitim "für Deutschland" zu sein. Und dass Fußball nichts für Frauen ist, fußballspielende Frauen langweilig anzusehen sind und weibliche Fußballfans nur dann akzeptiert werden, wenn sie sich entweder besonders gut mit der Materie auskennen oder besonders wenig an haben, scheint ebenfalls allgemeingültig. Jenseits dieser klassischen Verbindungen zwischen Fußball und ausgesprochen unappetitlichen Auswüchsen dieser Gesellschaft, werden wir aber auch neuere Tendenzen beleuchten. Die Befriedung der Stadien durch Sicherheitskontrollen und Videokameras wird nachhaltig zur Förderung eines positiven Images von Männerfußball führen: Familienausflug und Völkerfreundschaft durch Sport und nationalen Einklang. Wir diskutieren, inwiefern sich diese Tendenzen widersprechen, wer die zentralen Akteure sind und welche Fußballmilieus sich ausdifferenzieren. Stehen die Spiele der unteren Ligen gegen die weltoffenen Weltklassespiele? Oder zeigen sich hier nur unterschiedliche Formen der Verbindungen zwischen Fußball und Nationalismus, Sexismus und Rassismus?