Wir haben mit Menschen gesprochen, welche die Zustände in den Lagern an den EU-Grenzen direkt miterleben - als Geflüchtete, als Aktivist_innen, als Unterstützer_innen. Sie berichten über ihre Erfahrungen und sagen ihre Meinungen zu den Themen Flucht, Migration, Asylverfahren oder auch Aufenthalte in Camps. Die eingereichten Beiträge veröffentlichen wir unzensiert und ungekürzt, an einigen Stellen haben wir deutsche Übersetzungen hinzugefügt.

© Foto von Paula

Berichte von den EU-Außengrenzen

#1Bericht von Saliou Diouf vom Alarmphone und Boza Fii, Dakar (Senegal)

Originaltext
„ Ces derniers temps, les départs de la côte sénégalaise vers les îles Canaries se sont multipliés. Cela a été très rare ces dernières années. Les principales raisons de la résurgence de cet itinéraire très dangereux sont l'aggravation des conditions de vie des migrants au Maroc et la fermeture progressive de la route via le Maroc vers l'Espagne et les partenariats de pêche que le gouvernement sénégalais a signés avec l'UE. Il y a aussi des rumeurs actuelles selon lesquelles l'Europe a une plus grande demande de main-d'œuvre en raison du nombre élevé de décès dus à la Corona.
Tout cela a également entraîné de nombreux morts et disparus dans l'Atlantique et la Méditerranée. Pour le Sénégal, on a compté plus de 500 morts en moins d'un mois, un coup dur pour la jeunesse sénégalaise.
Je pense que l'UE aurait pu prévoir que les jeunes pêcheurs, qui ne peuvent plus rien gagner à cause des accords de pêche, allaient embarquer leurs pirogues direction l‘Europe pour fuire la misère.
Je pense qu'il faudra mettre plus de pression sur les gouvernements de l'UE pour qu'ils ne signent pas certains accords bilatéraux avec des pays africains et qu'ils arrêttent les guerres commanditées en Afrique. Il est également nécessaire de faciliter l'accès aux visas pour les pays africains. Rien ne justifie que les Européens puissent venir ici sans aucune difficulté et qu'un Africain doive vivre l'enfer pour arriver en Europe.“

Deutsche Übersetzung
„In letzter Zeit gibt es immer mehr Abfahrten von der senegalesischen Küste zu den Kanarischen Inseln. Dies war in den letzten Jahren sehr selten der Fall. Die Hauptgründe für das Wiederaufleben dieser sehr gefährlichen Fluchtroute sind die sich verschlechternden Lebensbedingungen der Migranten in Marokko und die schrittweise Schließung der Route über Marokko nach Spanien sowie die Fischereipartnerschaften, die die senegalesische Regierung mit der EU geschlossen hat. Dazu kommen die Gerüchte, dass Europa aufgrund der hohen Anzahl von Todesfällen durch Corona einen größeren Bedarf an Arbeitskräften hat.
All dies hat auch zu vielen Toten und Verschwundenen im Atlantik und Mittelmeer geführt. Im Senegal gab es in weniger als einem Monat mehr als 500 Todesfälle, ein schwerer Schlag für die senegalesische Jugend.
Ich denke, die EU hätte vorhersehen können, dass junge Fischer, die wegen der Fischereiabkommen nichts mehr verdienen können, die Segel ihrer Pirogen (Schiffe) in Richtung Europa setzen, um dem Elend zu entkommen.
Ich denke, es sollte mehr Druck auf die EU-Regierungen ausgeübt werden, bestimmte bilaterale Abkommen mit afrikanischen Ländern nicht zu unterzeichnen und die Kriege, die in Afrika gesponsert werden, zu beenden. Es ist auch notwendig, den Zugang zu Visa für afrikanische Länder zu erleichtern. Es gibt keine Rechtfertigung dafür, dass Europäer ohne Schwierigkeiten hierher kommen können und ein Afrikaner durch die Hölle gehen muss, um nach Europa zu kommen.“

Saliou Diouf hat außerdem ein Projekt mit einem Spendenaufruf in Marokko gestartet, auf das Saliou gerne aufmerksam machen würde:
Spendeninitiative von Saliou

Teilt fleißig diese Initiative mit!

© Foto von Saliou

#2Statement von Paula Domingo Domingo aus der Organisation Asociación Elín in Ceuta

Originalversion
La asociación ELIN está desde hace 20 años llevando a cabo un proyecto de defensa de los derechos de los inmigrantes y refugiados en la ciudad de Ceuta.
Denunciamos una Europa fortaleza que, lejos de construir un mundo más solidario y democrático, contribuye, cada vez más, a romper puentes y a la exaltación de la xenofobia, el odio y el racismo.
Una Europa que mira hacia otro lado ante la tragedia insoportable de un Mediterráneo feroz donde, en el año 2020, 2170 víctimas han perdida la vida en las rutas al estado español (según los datos de la ONG caminandofronteras.org).
Esta situación inhumana, se da, debido al control reforzado en las fronteras de Ceuta y Melilla, y que hoy se extiende más mortíferamente al Océano atlántico dirección Islas Canarias.
La ruta de las Canarias, muy peligrosa, es de cerca de 2000 kilómetros suponiendo una travesía de 8 a 10 día en alta mar.
Las personas que se ven obligadas a emprender el viaje en esta ruta son en su mayoría jóvenes abocados a la pobreza que ven afectados por el impacto económico de la pandemia y que se ven sin ninguna salida que no sea tomando rutas peligrosas que a veces les cuesta la vida

Denunciamos la política española, que, con la connivencia de Europa, ejerce un control de fronteras en colaboración con Marruecos basado en la persecución a muerte de todos los inmigrantes que circulan por la zona fronteriza, construyendo muros de 10 metros entre Ceuta y Marruecos cubiertos de concertinas donde muchos inmigrantes mueren y se lesionan cuando intentan pasarla.
Esta actuación vergonzosa, lejos de haber sido denunciada por la Comunidad Europea, ha servido de ejemplo para los aberrantes acuerdos de control de refugiados entre Turquía y Grecia, más concretamente, en Lesbos.

Ante esta situación proponemos una Europa abierta a la pluralidad donde se inviertan más recursos en acoger y regularizar que en detener y expulsar.

Deutsche Übersetzung
Seit 20 Jahren setzt sich die Organisation Elín in Ceuta für die Verteidigung der Menschenrechte von Migrant_innen und Geflüchteten ein.
Wir verurteilen eine Festung Europa. Sie ist weit davon entfernt, eine solidarischere und demokratischere Welt aufzubauen. Sie zerstört immer mehr Brücken und trägt zu Steigerung von Hass und Rassismus bei. Das ist ein Europa, welches die Augen vor der unerträglichen Tragödie im grausamen Mittelmeer verschließt, wo im Jahr 2020 2.170 Personen auf dem Weg nach Spanien ihr Leben verloren haben (Daten der NGO caminandofronteras.org). Diese unmenschliche Situation besteht aufgrund der verstärkten Grenzkontrollen in Ceuta und Melilla, welche sich heute mit noch tödlicherer Auswirkungen auf den Atlantischen Ozean in Richtung der Kanarischen Inseln erstreckt. Die extrem gefährliche Route über die Kanaren bedeutet 2000 km Meer zu überqueren und damit eine Überfahrt von 8 bis 10 Tagen auf hoher See. Die Menschen, die sich dazu gezwungen sehen, diese Route einzuschlagen, sind mehrheitlich verarmte Jugendliche, die von den ökonomischen Auswirkungen der Pandemie betroffen sind und die keinen anderen Ausweg sehen, als sich auf diesen gefährlichen Weg zu machen, der sie das Leben kosten kann.
Wir verurteilen die spanische Politik, die mit Unterstützung der EU in Zusammenarbeit mit Marokko eine Grenzkontrolle ausübt, die auf der tödlichen Verfolgung aller Migrant_innen beruht, die sich im Grenzgebiet aufhalten. Sie bauen 10 Meter hohen Zäune um Ceuta und Melilla in deren Stacheldraht viele Migrant_innen sterben oder sich verletzen.
Dieses beschämende Handeln, das die EU alles andere als verurteilt, hat als Beispiel für die infamen Grenzkontrollabkommen zwischen der Türkei und Griechenland, mit ihren konkreten Auswirkungen auf Lesbos, gedient.
Angesichts dieser Situation ist unser Vorschlag ein Europa, welches sich für Vielfalt öffnet - wo mehr in Aufnahme und Regalurisierung von Migrant_innen investiert wird als darin sie abzuhalten und abzuschieben.

Paula ist in eine Initiative zur aktuellen Mobilisierung zur Erinnerung an den Tarajal eingebunden, die gerne geteilt werden darf: facebook.com/VIIIMARCHAPORLADIGNIDAD

© Foto von Paula

#3Statement von Adrian

Adrian befindet sich zur Zeit in Bosnien und berichtet in seinem Statement über seine Erfahrungen in Camps, Grenzübergängen und Hilfsorganisationen.

#4Statement von Pariya

Pariya befindet sich derzeit in Bosnien (Januar 2021) und erzählt unter anderem davon, was in den Lagern alles schief läuft und wie die Polizei Geflüchtete schikaniert.

#5Statement von Zaki

Zaki befindet sich derzeit (Januar 2021) in Bosnien und berichtet u.a. von den Pushbacks an den Grenzen und von den Zuständen im Winter in Bosnien.