Vorwort zum Magazin "kein mensch ist illegal!"
Vorwort zum Magazin "kein mensch ist illegal!"
Ein Magazin gegen Rassismus - Was soll das?
Beinahe täglich werden in Deutschland Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, Sprache, Weltanschauung oder Lebensweise schief angeguckt, beleidigt, geschlagen und manchmal sogar umgebracht. In die Schlagzeilen geraten dabei oft nur die “krassen” Fälle. Die rassistischen SchlägerInnen sind meist junge Leute, die der rechten Szene angehören. Ganz selten werden die für die Betroffenen in Deutschland ganz alltäglichen Beleidigungen und Übergriffe zur Anzeige gebracht. Die TäterInnen sind in der Regel ganz “normale” Deutsche.
In einem Land, in dem PolitikerInnen und Medien MigrantInnen zu Asylschmarotzern erklären und ihre schnelle Abschiebung fordern, wo die Grenzen dicht gemacht werden gegen unliebsame EinwanderInnen, Flüchtlinge in Heimen oder Knästen jahrelang verwahrt werden und nur diejenigen zuwandern sollen, die Deutschland Nutzen bringen, ist es kein Wunder, wenn Rassismus Teil des Alltags wird. Diese Entwicklung macht auch vor Schulen nicht halt. Sei es, dass eine Mitschülerin von Abschiebung bedroht ist, auf Eurem Schulhof nicht-rechte Jugendliche angepöbelt oder verprügelt werden, im Unterricht abwertend von “den Asylanten” geredet wird oder Euer Schulbuch rassistische Bilder über “die Afrikaner” vermittelt. Rassismus ist ein Thema für die Schule!
Mit dieser Zeitung wollen wir Dich über die unterschiedlichen Formen von Rassismus informieren und zeigen, inwiefern auch die Schule rassistisch sein kann. Außerdem wollen wir Dir Hintergrund-Infos liefern, die bei Diskussionen hilfreich sein können. Wie das Beispiel einer Berliner Schule zeigt, kann jedeR Einzelne etwas unternehmen, um RassistInnen entgegen zu treten oder mit der Mitschülerin gegen die Abschiebung zu protestieren. Rassismus ist nicht in erster Linie das Problem der Betroffenen, sondern vor allem der Gesellschaft, die rassistisch ist. Wenn Menschen nach bestimmten realen oder erfundenen Merkmalen sortiert und bewertet werden und diese Unterschiede als Begründung für eine ungleiche Behandlung herhalten müssen, so ist das keine Gesellschaft, die allen ein freies selbstbestimmtes Leben ermöglicht. In so einer Welt wollen wir nicht leben! Also werde aktiv gegen Rassismus!!!
In diesem Magazin wird häufig von MigrantInnen die Rede sein. Gemeint sind damit Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen ihr Geburtsland verlassen haben und in einem anderen Land leben. Das können Flüchtlinge sein, die hier Zuflucht suchen, Menschen, die in einem anderen Land arbeiten oder einfach nur leben wollen. Wir finden die Bezeichnung gut, weil sie die Menschen und ihre Beweggründe nicht abwertet und sie nicht zu Fremden erklärt. Im Alltag wird häufig von “den Ausländern” geredet. Gemeint sind wohl alle, die nicht “Inländer” sind. Doch die Menschen, die als “Ausländer” bezeichnet werden, leben ja wie wir in diesem Land, einige wurden hier geboren und kennen kein anderes Land, viele haben sogar die deutsche Staatsbürgerschaft. Dennoch wird so getan, als ob sie nicht nach Deutschland gehören würden.
Wenn wir von MigrantInnen reden, muss uns dennoch klar sein, dass Menschen unter ganz unterschiedlichen Bedingungen hier leben. Flüchtlinge, die Asyl beantragt haben, sind in Heimen untergebracht. Sie dürfen weder arbeiten, noch ihren Landkreis verlassen und keine eigene Wohnung suchen. Bürgerkriegsflüchtlinge werden nur “geduldet” und können jeden Tag abgeschoben werden. IT-SpezialistInnen bekommen ein gutes Gehalt und dürfen für 5 Jahre hier leben. Am härtesten sind die Lebensbedingungen für diejenigen, die ganz ohne Papiere in Deutschland leben. Statt von “Illegalen” sprechen wir von “Illegalisierten”, um deutlich zu machen, dass sie durch zahlreiche Gesetze in die Illegalität gedrängt werden. Sie sind nicht Kriminelle, sondern Rechtlose.
erschienen in:
http://naturfreundejugend-berlin.de/ftp/kein mensch ist illegal (2003.pdf text: Kein Mensch ist illegal! (2003))