Filmabend: Thomas Harlan: Wundkanal. Hinrichtung für vier Stimmen / Robert Kramer: Notre Nazi

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Filmabend: Thomas Harlan: Wundkanal. Hinrichtung für vier Stimmen / Robert Kramer: Notre Nazi

Thomas Harlan: Wundkanal. Hinrichtung für vier Stimmen / Robert Kramer: Notre Nazi (Deutschland/Frankreich 1984, Edition Filmmuseum 2008)

»Ein alter Mann wird entführt und von seinen Kidnappern verhört. Dabei wird die Biografie eines Massenmörders freigelegt. Der heute Achtzigjährige war als einer der obersten SS-Führer für die Ermordung von Tausenden von Menschen in der Sowjetunion verantwortlich und »Erfinder« einer infamen Liquidationstechnik der Nazis: des fingierten Selbstmords politischer Gefangener. Thomas Harlan begnügt sich in Wundkanal nicht mit der Rekonstruktion der Geschichte dieses Schreibtischtäters, sondern zieht darüberhinaus Linien vom Nationalsozialismus bis zum Bau der Hochsicherheitstrakte im Stammheimer Gefängnis. Robert Kramer drehte seinen eigenen Film über Harlans provokatives Projekt: Notre Nazi dokumentiert die Dreharbeiten zu Wundkanal, einem sozialen Experiments, in dem Kinder von Opfern und Täter auf einen wirklichen Täter treffen und das über den fiktiven Prozess in Wundkanal hinausweist.« (Besprechung von Film-Dienst,
filmdienst.de/shop/dvds/edition-filmmuseum/edition-filmmuseum...
)

Da beide Filme nicht getrennt voneinander funktionieren, empfiehlt es sich, unbedingt beide anzusehen (siehe dazu: »Das Thema ist heillos, die Filme sind es noch mehr. Man kann Harlans Film nur verstehen, wenn man Kramers Film gesehen hat, und hat man beide gesehen, dann versteht man nichts mehr. Denn Kramer, der so tut, als dokumentiere er nur, denunziert in Wahrheit den Denunziator Harlan. Es ist, als wäre jene Ermordung der 11.000 Juden, an der Filbert beteiligt war, ein Fluch, der noch jene verwirrt und blind macht, die sie verarbeiten wollen.«, Ulrich Greiner, Die Zeit Nr. 38 vom 14. September 1984).

Um dem Unverständnis, mit dem Wundkanal sein Publikum häufig zurücklässt, entgegenzuwirken, soll Harlans Film-Projekt in einem Workshop erläutert und vor allem diskutiert und auch auf seine Relevanz für die Gegenwart über den Charakter des bloß historisch gewordenen Artefakts hinaus geprüft werden.