Protest, ja bitte!
Protest, ja bitte!
Mitschüler_innen brauchen unsere Solidarität
Etwa 30% aller Schüler_innen in Deutschland haben keine deutschle Staatsbürgerschaft. Teilweise hier geboren, haben viele von ihnen keinen sicheren Aufenthalsstatus und sind daher von Abschiebung in ein Land bedroht, in dem es für sie keine Perspektive gibt, dessen Sprache sie oft nicht kennen und in dem sie nicht besonders wohlwollend empfangen werden.
Gerade für Kinder und Jugendliche ist so ein Leben im permanenten Ausnahmezustand eine starke psychische Belastung. Trotzdem wird das in der UN-Kinderrechtskonvention verankerte Recht von Minderjährigen immer wieder durch das geltende Ausländerrecht gebrochen. Die UN-Kinderrechtskonvention legt fest, dass alle Menschen unter 18 Jahren Kinder sind und einen besonderen Anspruch auf Schutz und Fürsorge haben. Dort kann nach gelesen werden: „Die Vertragsstaaten, zu denen Deutschland gehört, achten die in dieser Konvention festgelegten Rechte ohne jede Diskriminierung und stellen bei allen Maßnahmen das Wohl des Kindes in den Vordergrund.“ In der Realität sieht das alles ein bisschen anders aus:
Kinder und Jugendliche werden im Asylrecht wie Erwachsene behandelt. Auch wird das Alter des Kindes bei nicht vorhandenen Papieren einfach geschätzt und nicht selten werden Kinder dann älter „gemacht“, als sie sind, um bestimmte Gesetze zu umgehen. Mit 16 Jahren hat man kein Recht mehr auf Schulbildung, muss sich regelmäßig in der Ausländerbehörde melden und kann im Abschiebeknast landen. Auch soll nach UN-Kinderrecht ein Kind nicht von seinen Eltern getrennt werden. Trotzdem werden Kinder allein abgeschoben und das bestimmt nicht zu ihrem Besten. In der deutschen Abschiebepolitik spoelen Menschenrechte jedenfalls keine Rolle. Flüchtlinge werden wie Menschen zweiter Klasse behandelt und sind nur willkommen, wenn man von ihnen profitiert. Die Situation von Menschen ohne deutschen Pass ist vielen unbekannt und Betroffene erfahren oft keine Unterstützung. Dass das nicht so sein muss, zeigen zahlreiche und kreative Schüler_innenproteste der letzten Jahre, die sich für abschiebebedrohte Mitschüler_innen und ihre Familien einsetzen. Oft konnte die Abschiebung dadurch verhindert werden.
Take action!
Bildet Banden: Ein Arbeitskreis an eurer Schule, dem sich Interessierte anschließen können, ist ein guter Anfang.
Action speaks louder...
Organisiert kreative Aktionen, mit denen ihr eure Mitschüler_innen und die Öffentlichkeit auf die drohende Abschiebung aufmerksam macht: eine Theateraktion „Die Abschiebung“ in der großen Pause, verteilt Flugblätter, hängt Plakate auf, mit denen ihr zum Beispiel zu einer Protestaktion in der Innenstadt oder vor der Ausländerbehörde aufruft. Auch Unterschriftensammlungen oder Telefonaktionen sind wirkungsvoll (die_der Leiter_in der Ausländerbehörde freut sich sehr, wenn ständig Schüler_innen, Lehrer_innen und Eltern anrufen...)
Together we fight!
Informiert antirassistische und antifaschistische Initiativen, Kirchenvertreter_innen, Menschenrechtsgruppen und natürlich die Presse.
Wenns hart auf hart kommt...
Sollte trotzdem ein Abschiebetermin angekündigt werden, treffe euch mit anderen Unterstützer_innen vor dem Haus oder Wohnheim des_der Betroffenen und geht auch zum Flughafen. Mit Entschlossenheit könnt ihr normale Passagiere zum Protest motivieren und so die Abschiebung verhindern!
erschienen in:
Kein Mensch ist illegal! Magazin der Naturfreundejugend (2003))