Filmvorführung: Die Entscheider (1992), Die Entscheider (2001)

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Filmabende Filmvorführung: Die Entscheider (1992), Die Entscheider (2001)

Im Zentrum der gleichnamigen Filme stehen jene Personen, die die Lebensgeschichten von Asylantragsteller_innen in einen Verwaltungsvorgang umwandeln – die „Einzelentscheider_innen“. Sie fragen Migrant_innen über ihre Reisegründe aus und entscheiden anhand dieser „Interviews“ über Anerkennung und Ablehnung von Asylanträgen und damit über Abschiebung oder Bleiberecht. Susanne Ofteringer hat vor 21 Jahren in einem Kurzfilm Einzelentscheider_innen zu ihrer Arbeit befragt. Der Vergleich mit dem zehn Jahre später entstandenen Film von Hans Jürgen Hilgert zeigt, was sich NICHT geändert hat. Die verschiedenen Arten der emotionalen Distanznahme und die Selbstgewissheit der Entscheider_nnen: Keine_r der oder die Zweifel an der „Richtigkeit“ der eigenen Entscheidungen oder an dem Prozess hat. Sichtbar werden die un/menschlichen Momente in denen die Übersetzerin über Auskünfte eines Flüchtlings zu lachen beginnt oder der Widerspruch zwischen scheinobjektiver Formalität, die durch das ironische Lächeln der Bearbeiterin konterkariert wird … während der Interviewte über die Ermordung seiner Familie spricht.

***Die Veranstaltung ist Teil der Filmreihe zum 20. Jahrestag der faktischen Abschaffung des Asylrechts. Vor zwanzig Jahren, am 26. Mai 1993, schlossen CDU/CSU und SPD den sogenannten Asylkompromiss. In einer langandauernden rassistischen Debatte wurden seit Mitte der 1980er Flüchtlinge mit Metaphern wie „Asylantenflut“ als zu bekämpfende Naturkatastrophe konstruiert. Ergebnis und vorläufiger Höhepunkt dieser Debatte war die grundgesetzliche Neuregelung des Rechts auf Asyl, die seiner faktische Abschaffung gleichkommt. Mit dem Asylbewerberleistungsgesetz wurde zusätzlich ein Sondergesetz geschaffen, das ein niedrigeres Existenzminimum für AsylbewerberInnen und geduldete Flüchtlinge definierte. Das Ziel: Die Lebensbedingungen für diese Personengruppe in Deutschland unerträglich zu machen. Einiges erinnert heute daran. Vor der kommenden Bundestagswahl beschwören rechte Sozialdemokraten wie Heinz Buschkowsky Slums wegen der Einwanderung von Menschen aus Südosteuropa. Innenminister Friedrich überlegt syrische Flüchtlinge nur aufzunehmen, wenn sie christlichen Glaubens sind.

Auf der anderen Seite ist es Flüchtlingsinitiativen mit ihren Protesten und dem massenhaften Verstoß gegen die Residenzpflicht gelungen, ein seit Jahrzehnten existierendes rassistisches Sondergesetz zur Debatte zu stellen.

Mit einer Filmreihe wollen wir am 20. Jahrestag der faktischen Asylrechtsabschaffung in Deutschland die Folgen europäischer Migrations- und Flüchtlingspolitik reflektieren und die Kämpfe um das Recht auf Bewegung würdigen.

*** Die Filmreihe wird organisiert vom AK AntiRa der NFJ-Berlin in Zusammenarbeit mit der Fachgruppe politische Bildung der Naturfreunde Berlin
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  1. April 2013// 19.00 Uhr// NFJ-Laden// Weichselstraße 13// 12045 Berlin// nahe U-Bahn Hermannplatz// M29 Fuldastraße
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