Bei einer Tagung der ostdeutschen Landesämter für Verfassungsschutz präsentierte Blackbox die Karrierechancen beim Inlandsgeheimdienst. Die Verdienste sind, das haben die Ermittlungen zum NSU-Komplex gezeigt, überdurchschnittlich. Als Nazi lassen sich leicht bis zu 300.000 Euro verdienen – steuerfrei versteht sich. Hinzu kommt der Schutz vor Strafverfolgung und die besondere Betreuung durch die Mitarbeiter der Dienste. Bis hin zur persönlichen Abholung von Schwerkriminellen aus dem Gefängnis.

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#1Existenzgründerzuschuss für Nazi-Start-Ups

Zwischen monatlich 300 und 1250 Euro zahlte der Verfassungsschutz an V-Männer an Spitzel in der Neonazisszene. Die Zahlungen werden in der Regel bar und steuerfrei geleistet, die LfV selbst führen 10% der „Prämiensumme“ an die Finanzkassen der Länder ab. Eine lukrative Einnahmequelle für Nazis, die damit Propagandamaterial, Webseiten, Kameradschaften, Naziläden, Reisen und private Unternehmen finanzieren – und vor strafrechtlicher Verfolgung geschützt werden.

#2Zum Beispiel Kai Dalek

Der einflußreicher Neo­nazi in Süddeutschland war seit 1987 Mitarbeiter des bayerische Verfassungsschutzes, zuvor soll er in West-Berlin die linke Szene ausgespäht haben. Das bayerische LfV fassungsschutz zahlte ihm bis 1998 800 D-Mark monatlich – plus Ausgaben für den Aufbau des Thule-Netzes, die erste Internetbasierte Kommunikationsplattform für deutsche Neonazis.

#3Zum Beispiel Tino Brandt

Der »organisatorische Kopf« der neonazistischen Organisation ›Thüringer Heimatschutz‹, wurde von seinen V-Mann-Führern vor Razzien gewarnt und auf Hausdurchsuchungen vorbereitet. Er investierte sein Honorar von insgesamt bis zu 200.000 D-Mark in den Aufbau der Neonazi-Szene. Kommentar des NPD-Vorstandsmitgliedes Thorsten Heise: „Schön zu wissen, dass der Verfassungsschutz die nationale Bewegung in Thüringen aufgebaut hat. Das ist schon… ja… sehr cool.“

#4Zum Beispiel Carsten Szczepanski

Der V-Mann Piano wurde vom Brandenburger LfV geführt. Wegen versuchten rassistischen Mordes saß er in der JVA Brandenburg ein, wo er mit Wissen des VS rassistische und antisemitische Nazi-Fanzines herstellte und vertrieb, eines davon enthielt einen Gruß an den NSU. Seine V-Mann Führer, u.a. Gordian Meyer Plath, kümmerten sich rührend um ihn, holten ihn von der JVA ab, fuhren ihn mit dem Auto zu Neonazitreffen und – konzerten. Er kassierte pro Treffen 300,-DM und somit über die Jahre insgesamt etwa 50.000,-DM, genau die Summe, die er seinem Opfer, Steve Erenhi an Schmerzensgeld schuldig blieb

#5Immer weiter auf der Karriereleiter

Auch den eigenen Mitarbeiter garantiert der Verfassungsschutz professionell und kreativ Straf- und Verantwortungslosigkeit.

Im Zusammenhang mit dem NSU-Komplex wurden lediglich drei Disziplinarverfahren eingeleitet, aber 57 Beförderungen von Mitarbei­tern im Bereich Rechtsextremismus vorgenommen.

V-Mann-Führer profitieren von den umfang­reichen Aktenschredder-Aktionen und dem Schweigen der Verantwortlichen. Weil sie im richtigen Moment zu schweigen wissen, retten sie die eigene Karriere, und die vieler Kollegen.
 Quellenschutz ist auch Selbstschutz.

#6Zum Beispiel Gordian Meyer-Plath

Er wurde 2012 Präsident des sächsischen LfV, obwohl er selbst in den NSU-Skandal verstrickt ist. Seine Geheimdienstkarriere begann als V-Mann Führer des Neonazis Carsten Szczepanski (Piatto) beim brandenburgischen LfV. (s. linke Seite) Bereits 1998 erfuhr er von der geplanten Bewaffnung des NSU-Trios – und unterließ es, die Polizei zu informieren. Noch 2013 schloss er im Bundestagsuntersuchungsausschuss zum NSU befragt, „Verantwortbarkeit“ und „Vertretbarkeit“ oder auch „Skrupel“ und „Moral“ als Bewertungskategorien für den V-Mann-Einsatz aus.

#7Zum Beispiel Klaus-Dieter Fritsche

Er war 1996 Vizepräsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz. Seit Januar 2014 ist er Staatssekretär im Bundeskanzleramt und Beauftragter für die Nachrichtendienste des Bundes und damit ranghöchster Beamter der Inneren Sicherheit. Im NSU-Bundestagsaus­schuss nahm Fritzsche die wegen Verstrickung und Verdunkelung kritisierten Sicherheitsbehörden in Schutz und unterstellte dem Ausschuss, er beteilige sich an einem „Skandalisierungewettbewerb“. Das Staatswohl sei wichtiger als parlamentarische Aufklärung.